Warum Sie auf eine umfassende Brandschutzplanung niemals verzichten sollten – und worauf es im Detail ankommt

„Hoffentlich passiert nichts“ – wenn dieser Gedanke das Brandschutzkonzept von Einkaufszentren, Firmengebäuden, Bürokomplexen und Co. prägt, gibt es ein gewaltiges Problem.
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Kommt es tatsächlich einmal zu Schäden durch ein Brandereignis (und die Regeln der Bauordnung wurden vorher nicht korrekt eingehalten), drohen einerseits strafrechtliche Konsequenzen. Andererseits könnten die beteiligten Versicherungen unter Umständen ihre Leistungen kürzen. Warum wird das Thema dennoch häufig stiefmütterlich von den Betreibern behandelt? Und weshalb sollte man hier besser auf eine ganzheitliche Dienstleistung inklusive Brandschutz-Sachverständigen und Fachplanern setzen?  

Ob Rettungswegkonzept, Löscheinrichtungen, Entrauchungsanlagen oder Brandschutztüren – im Normalfall bemerkt man den Brandschutz im Alltag überhaupt nicht. Dennoch kostet ein Brandschutzkonzept bei der Bauausführung natürlich Geld, was es für die Investoren und Betreiber zu einem ungeliebten Thema macht. Hinzu kommt, dass bauordnungsrechtlich bedingte Brandschutzmaßnahmen häufig den Vorstellungen von Architekten oder Betreibern wortwörtlich „im Weg stehen“. Schutzzielorientierte Brandschutzkonzepte sind die Lösung, um Gestaltung und Nutzungsziele umsetzen zu können. Aber der Reihe nach: Wie sollte man idealerweise vorgehen, um seine Immobilie vor etwaigen Bränden zu schützen?

Von Diplom-Ingenieur Rainer Stiller
Brandschutz-Sachverständiger,
Geschäftsführer big. buildings experts

1. Die Grundlagen ermitteln

Der Brandschutz bei größeren Immobilien ist keine Standardaufgabe, die man „im Vorbeigehen“ mit ein paar vorgefertigten Lösungen abarbeitet. Dazu ist die Ausgangslage viel zu individuell und komplex. Das betrifft zunächst einmal die Nutzung des Gebäudes, denn es macht nachvollziehbar einen großen Unterschied, ob man beispielsweise in einer Halle Feuerwerkskörper oder trockene Baustoffe lagert oder in Veranstaltungsbereichen viele Menschen zusammen kommen. Darüber hinaus muss die Struktur des jeweiligen Objektes sehr genau analysiert werden. Dabei geht es etwa um Feuerwehr-Zufahrt und -Zugang, Löschwasserbedarf, das gesamte Tragwerk, Rauchabzüge auf Basis der Vorschriften, Sicherheitsbeleuchtung, die Breite der Rettungswege und einiges mehr. Zusammengefasst könnte man sagen, dass wir hier von einem komplexen Mix aus Nutzungsanalyse, Logistikanforderungen, Sicherheits- und Standortfragen reden, was die Brandschutz-Experten im Idealfall bereits in einer sehr frühen Phase gemeinsam mit dem Bauherrn, dem Architekten und beteiligten Fachplanern diskutieren. 

2. Die Schutzziele definieren

Wenn die Ausgangslage geklärt ist, startet der zweite Schritt: die Erstellung eines „schutzzielorientierten“ Brandschutzkonzeptes. Der Grund dafür ist recht einfach erklärt, denn man kann nicht einfach so alle denkbaren baulichen Maßnahmen zum Brandschutz, die in den Bauordnungen und verbundenen Vorschriften vorgeschrieben werden, zu 100 Prozent ausführen. In vielen Fällen führt das mit Blick auf die gewünschte Nutzung eines Gebäudes zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis. Technische Ersatz- oder Ergänzungsmaßnahmen, wie der Einsatz von Brandmeldeanlagen oder automatischen Feuerlöschanlagen, können nicht umsetzbare bauliche Maßnahmen „kompensieren“. In anderen Worten: Das Schutzziel ist erreicht. Übrigens geht es auch bei dieser Frage nicht nur um das Gebäude selbst. So macht es für den Brandschutz einen enormen Unterschied, ob sich die Immobilie mitten in der Stadt oder „auf einer grünen Wiese“ im Umland befindet. Letztlich müssen also viele Fragen, die sich zudem untereinander beeinflussen, miteinander abgeglichen werden.

3. Die Umsetzung sicherstellen

Im weiteren Verlauf gibt es nun diverse Planungsphasen, die für einen nachhaltigen Brandschutz sorgen – von der Entwurfs-, Genehmigungs- und Ausführungsplanung, bei der man alle Rechtsgrundlagen beachten muss, über die Vorbereitung und Mitwirkung bei der Vergabe (hierbei nehmen Experten von big eine beratende Funktion ein) bis zur Begleitung der Bauphasen durch einen Fachexperten. Letzteres ist vielleicht etwas überraschend: Warum sollte man speziell für die Brandschutz-Baumaßnahmen einen Experten einsetzen? Die Antwort führt direkt in das kleinteilige Prozedere eines jeden Bauprozesses, bei dem man nicht jede Frage im Vorfeld klären kann. Wenn also etwa eine größere Masse von Kabeln durch eine Brandschutzwand geführt oder Brandschutztüren richtig eingebaut werden müssen, sollte man die Details überwachen – sonst droht am Ende wieder ein Verstoß gegen die Normen- oder Rechtslage.

Von einer ganzheitlichen Dienstleistung profitieren

An dieser Stelle noch ein Wort zum nötigen Know-how rund um die Erstellung, Planung und Ausführung eines Brandschutz-Konzeptes. Es ist keineswegs so, dass Brandschutz-Sachverständige gleichzeitig auch technische Fachplaner sein können. Dazu sind die damit verbundenen Aufgaben zu unterschiedlich. Folglich liegen sie auch in unterschiedlichen Händen – sollten aber selbstverständlich in enger Absprache erfolgen: Wenn der Sachverständige seine Einschätzung zu den nötigen Maßnahmen abgegeben hat, muss der Fachplaner diese Vorstellungen in konkrete technische Maßnahmen „gießen“ – oder eben nach Alternativen fragen, wenn das Konzept in der ursprünglichen Version nicht umsetzbar ist. Häufig stehen Bauherren an dieser Stelle vor der unerfreulichen Aufgabe, die Vorstellungen dieser Akteure wie ein Mediator miteinander in Einklang zu bringen, was ein mühsamer Job ist. Hier punktet der ganzheitliche Ansatz der big. bechtold-gruppe: Wir verfügen einerseits über Brandschutz-Sachverständige sowie technische Brandschutz-Fachplaner, andererseits können wir beide Leistungen als „Generalfachplaner Brandschutz“ dem Kunden anbieten. Am Ende bekommen die Kunden also eine Gesamtkonzeption rund um die Planung und Ausführung des Brandschutzes. Die Klein-Klein-Abstimmungen erledigen wir. Das spart Zeit, Aufwand und Kosten.

Auch bei Umbauten die Experten fragen

Bleibt am Ende der wichtige Hinweis, dass es bei der Planung des Brandschutzes nicht nur um Neubauten geht, sondern auch Umbauten und Umnutzungen von Bestandsimmobilien ein Handeln erfordern – ein Thema, das häufig unterschätzt wird. Stellen Sie sich einmal vor, dass ein offener Innenhof von Gebäuden umschlossen ist und nun im Rahmen einer Baumaßnahme komplett überdacht wird. In der Regel verändert eine solche Maßnahme die gesamte Brandschutzplanung, weil beispielsweise der Rauchabzug durch den Innenhof nicht mehr gewährleistet ist, weil nun eben ein Dach im Weg ist – und das Thema „Rauch“ spielt bei jeder Brandschutzplanung natürlich eine zentrale Rolle spielt. Es macht also Sinn, sich bei Maßnahmen im Bestand mit Experten abzusprechen.

Brandschutz im Betrieb nicht vernachlässigen

Gleiches gilt für die Wartung, Instandhaltung, Instandsetzung und Prüfung der sicherheitsrelevanten Anlagen. Die Prüfberichte gehören idealerweise zur Pflichtlektüre von Eigentümern und Betreibern, wobei man alle aufgezeigten Mängel selbstverständlich unverzüglich beheben muss. Aber auch zu organisatorischen Aufgabenstellungen wie Brandschutzordnung, Brandschutzhelfer oder Brandschutzbeauftragte ist es ratsam, lieber einmal mehr Experten zu befragen und ggf. vorhandene Lücken zu schließen.

Fassen wir zusammen: Das Thema ist – wenn es zu einem Brandereignis kommt – ohne jede Frage (über-)lebenswichtig. Nehmen Sie Ihre Verantwortung deshalb wahr und setzen Sie alle Verpflichtungen in Sachen Brandschutz um. Es lohnt sich, denn Sustainability heißt letztlich immer auch Responsibility und diese Gleichung beschränkt sich nicht nur auf den CO₂-Abdruck des Gebäudes. Für diese einfache Erkenntnis benötigt man weder Bauordnungen noch GG, BGB und StGB.

 

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